HYPNOSE

MODERNE HYPNOSE: EIN NEUES VERSTÄNDNIS FÜR EINE URALTE METHODE

INFOBOX

Was passiert im Gehirn?

Forschungsarbeiten deuten darauf hin, dass sich in Hypnose die Balance zwischen Hirnnetzwerken verschiebt: Netzwerke für Aufmerksamkeit stabilisieren den Fokus; Zugänge zu innerer Körperwahrnehmung (Interozeption) werden deutlicher; Top-down-Bewertung tritt relativ in den Hintergrund. Auch das Default-Mode-Network (gedankliches Wandern/Selbstbezug) zeigt häufig reduzierte Dominanz. Ergebnis: Weniger Dauerkritik, mehr Zugang zu Erleben – ein günstiger Rahmen für neue Bedeutungen.

Umschalten im Kopf: Wie Hypnose wirkt

Um Hypnose ranken sich Mythen – von Willenlosigkeit bis Fremdsteuerung. Diese Bilder stammen aus Show und Film und haben mit therapeutischer Hypnose wenig zu tun. Heute lässt sich die Wirkung gut beschreiben: Hypnose ist ein nachvollziehbarer Wechsel der Aufmerksamkeitsverarbeitung. Innere Bilder, Emotionen und Körperempfindungen rücken in den Vordergrund, während äußere Ablenkungen und der innere Kommentator leiser werden.
 

Mentale Fokussierung

In Trance richtet sich die Aufmerksamkeit gebündelt nach innen. Das äußere Umfeld tritt zurück, Relevantes wird klar: ein Gefühl, ein innerer Prozess, eine gezielte Vorstellung. So entsteht konzentrierte Offenheit statt Grübelschleifen.
 

Offenheit für hilfreiche Anregungen

Die beurteilende Instanz wird leiser – nicht ausgeschaltet. Dadurch ist das Selbstbild vorübergehend flexibler: Gewohnte Sichtweisen können geprüft werden, ohne sofortige Abwehr. Das hat nichts mit Fremdbestimmung zu tun; es erleichtert neue Bedeutungen und stimmige Entscheidungen.
 

Dissoziation – hilfreiches Abstandnehmen, nicht „Wegsein“

In Hypnose kann sich die Aufmerksamkeit vorübergehend entkoppeln: Ein Teil von Ihnen erlebt eine Szene oder ein Gefühl, ein anderer Teil beobachtet ruhig und sicher (Beobachter-Position). Diese flexible, dosierte Dissoziation schafft Abstand, senkt Überwältigung und ermöglicht, Inhalte in verträglicher Dosis zu bearbeiten. Das ist etwas anderes als unwillkürliches „Wegtreten“: Sie bleiben in Doppelorientierung – ein Fuß im inneren Erleben, einer klar im Hier-und-Jetzt. Wir dosieren (titreren) und können jederzeit stoppen oder erden.
 

Neuroplastisches Lernfenster

Neuropsychologisch gesehen befindet sich das Gehirn in einer empfänglichen, lernbereiten Phase. In solchen Fenstern kann sich die Verknüpfung von Erinnerung und Bedeutung verändern (Memory Reconsolidation) – wenn alte Reize auf neue, passende Erfahrung treffen. So lassen sich belastende Kopplungen lockern und hilfreiche Reaktionen verankern.
 

Was Hypnose nicht ist

  • Kein Kontrollverlust: Sie bleiben ansprechbar und entscheiden jederzeit selbst.
  • Keine Show: Es geht nicht ums Vorführen, sondern um respektvolle, wirksame Veränderungsarbeit.
  • Kein Zaubertrick: Hypnose schafft günstige Lernbedingungen – Sie bleiben aktiv beteiligt.

 

Was bedeutet das für Sie?

  • Sie bleiben wach und frei in der Entscheidung, sich einzulassen oder Abstand zu nehmen.
  • Sie lernen, sich selbst gezielt zu beruhigen, zu fokussieren und zu regulieren – jede Hypnose ist Selbsthypnose.
  • Sie aktivieren eigene Ressourcen statt fremder Inhalte.
  • Sie können Inhalte mit Abstand betrachten (Beobachter-Position) – ohne erneut überwältigt zu werden (Doppelorientierung).
  • Sie können Hypnose auch selbst nutzen (Bilder, Sprache, Rituale, Atem).

FRAGEN UND ANTWORTEN.

Wie fühlt man sich in Hypnose?

Hypnose ist ein ganz natürlicher, wenn auch besonderer Bewusstseinszustand. Grundsätzlich fühlt es sich entspannt und sehr angenehm an, wie kurz vor dem Einschlafen. Aber Sie schlafen nicht, sondern bekommen in der Regel alles mit, was der Hypnotiseur sagt. Je häufiger Sie Hypnose praktizieren, desto eher werden Sie spüren, wenn Sie in einen hypnotischen Zustand wechseln.

Verliere ich die Kontrolle?

Hypnose-Shows vermitteln den Eindruck, dass Probanden gegen ihren Willen peinliche Dinge tun, die sie bewusst nie tun würden. Hier ist wichtig zu wissen, dass solche Shows nach ganz bestimmten Regeln verlaufen. Der Hypnotiseur sucht sich durch einen längeren Auswahlprozess und Tests diejenigen Kandidaten heraus, die besonders kooperativ und bereit sind (bewusst und unbewusst) mitzumachen. Das ist dann keinesfalls gespielt, aber es deckt sich mit der innerlichen Bereitschaft des Probanden. Generell lässt sich sagen: In Hypnose ist der kritische Verstand zwar gedämpft, aber nicht ausgeschaltet. Suggestionen, die als nicht passend empfunden werden, können zurückgewiesen werden. Niemand kann Sie zwingen, etwas zu tun oder zu erzählen, was Sie selbst nicht wollen.

 

Kann es passieren, dass ich aus der Hypnose nicht mehr herauskomme?

Nein. Denn Sie schlafen nicht und sind auch nicht bewusstlos. Sie können die Hypnose jederzeit unterbrechen – wenn Sie es denn wollen.

 

Wie unterscheiden sich Hypnose und Meditation?

Beide Ansätze induzieren Trancezustände, wirken beruhigend und schmerzlindernd und führen nachweislich zu strukturellen Veränderungen des Gehirns. Wie sich Meditation und Hypnose voneinander unterscheiden, hängt von der Definition und dem Selbstverständnis, derjenigen ab, die sie verwenden. Aus meinem Verständnis heraus dient die Meditation der spirituellen Erfahrung, der Losgelöstheit von allen Gedanken und Vorstellungen. Hypnose als Methode im Coaching oder therapeutischen Kontext ist immer auf ein Ziel ausgerichtet. Das Ziel und damit die Suggestionen und die damit verbundenen imaginierten Vorstellungsbilder bestimmen die Wirkung.

 

Wie läuft eine Hypnose-Sitzung ab?

Der Aufbau einer Hypnose-Sitzung folgt im Groben dem Schema: Vorgespräch, Induktion (Tranceinleitung), therapeutische Arbeit, Ausleitung. In der Regel wird Hypnose im Liegen oder Sitzen durchgeführt. Dann sind die Augen zumeist geschlossen und es stellt sich ein Zustand der angenehmen Entspannung ein. Genauso gut ist es aber möglich, eine Hypnose im Stehen und mit offenen Augen durchzuführen. Auch Sprechen ist in einer hypnotischen Trance möglich.